Nachdem 1636 Georg von Calenberg Hannover zur Residenz erhoben worden hatte, erlebte die Stadt in den Folgejahren eine jahrzehntelange Blütezeit, die viele Menschen anlockte, da sich gute Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten anboten. Schon bald erwies sich die Stadt jedoch als zu klein für die Bewohner, so dass diese sich zunehmend vor den Stadttoren ansiedelten. Es waren zumeist Kleinbauern, die das dortige Land von Bürgern der Stadt gepachtet hatten und vor allem vom Verkauf von Obst und Gemüse lebten. Dazu wurden einfache Behausungen, sogenannte Katen, gebaut und kleine Gärten angelegt, die zumeist durch Heckeneinfassungen gegeneinander abgegrenzt waren. Die besser ausgestatteten Häuschen dienten häufig als Sommerwohnungen der vermögenden Bürger. Auch vor dem Aegidienthore breiteten sich solche Gärten und Häuser aus, und es entstand für die Gartenleute Bedarf für Versorgung und Bewirtung. Daraus entwickelte sich später eine Vorstadt mit großen Wohnhäusern, wie etwa das 1849 erbaute Friedhofsgärtner-Wohnhaus am Heckenweg (siehe Historische Bilder).
1741 kaufte die Stadt das Grundstück vor dem Aegidienthor, auf dem 1726 die Gastwirtschaft „Zu den drei Fasanen“ abgebrannt war, um dort einen Begräbnisplatz einzurichten, „Neuer Kirchhof vor dem Aegidienthore” oder kurz „Gartenfriedhof“ genannt. Er war zunächst nur für die Gartenleute -die Bevölkerung der Gartenvorstadt – gedacht. Später wurden dort jedoch zunehmend auch Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft und Oberschicht beerdigt. Das spiegelt sich insbesondere in den kunstvoll gestalteten Grabmalen mit diversen Grabsymbolen wider. Der Gartenfriedhof entwickelte sich bald zu einem der wichtigsten Friedhöfe der Stadt, bis er 1864 nach ca. 12.000 Beisetzungen geschlossen wurde.
Da die Gartenleute keiner städtischen Gemeinde angehörten wurde 1746 durch Veranlassung von Bürgermeister Ch. U. Grupen und auf Befehl von König Georg II. eine neue Pfarrei für die Bewohner vor dem Aegidienthore eingerichtet und mit dem Bau einer Kirche begonnen. Die „Neue Kirche vor Hannover“ wurde von Baumeister Johann Paul Heumann errichtet und 1749 eingeweiht. Allerdings setzte sich der Name nicht durch. Stattdessen war der Name „Gartenkirche“ gebräuchlich. Da die Gemeinde im Laufe der Zeit größer wurde und die Kirche schließlich viel zu klein war, wurde das baufällige Gebäude 1886 abgerissen. Nach den Plänen des Architekten Rudolph Eberhard Hillebrand entstand zwischen 1887 und 1891 ein Neubau, die heutige Gartenkirche St. Marien.
Auf dem Gartenfriedhof wurden zahlreiche Persönlichkeiten begraben, die Rang und Namen in Stadt und Land hatten: Ch. Ludwig von Arnswaldt, F. Wilhelm Ch. von Dachenhausen, Ernst Ebeling, Georg Friedrich Grotefend, Ernst A. Heiliger, Caroline Herschel, George Ch. von Hinüber, Charlotte Kestner (geb. Buff), Christian L. A. Patje, Ernst August Rumann, Heinrich Philipp Sextro, Heinrich Tramm und andere mehr, insbesondere aus den sogenannten “hübschen Familien”, die im 18./19. Jahrhundert in Kurhannover bzw. im Königreich Hannover die bürgerliche Oberschicht bildeten.
Der Gartenfriedhof ist heute ein Kulturdenkmal, das nicht nur aufgrund der dort bestatteten Persönlichkeiten besondere Beachtung verdient. Die Grabmale mit klassizistischen und romantischen Stilelementen sind auch von besonderer kulturhistorischer Bedeutung. Zahlreiche Inschriften beschreiben eindrucksvoll die Einstellung zu Glaubensfragen während der damaligen Epoche, insbesondere die Hoffnung auf Auferstehung und ein ewiges Leben.
Der Gartenfriedhof gehört zu dem Projekt “Wo sie ruhen – Berühmte Grabstätten auf historischen Friedhöfen in Deutschland”, bei dem für 37 national bedeutsame historische Friedhöfe eine WebApp mit audio-visuellen Informationen entwickelt wurde.
Der folgende Link öffnet eine Tabelle mit 364 Grabmalen des Gartenfriedhofs, die von den ursprünglich vorhandenen 5.000 Grabstellen noch Personen zugeordnet werden können. Sie liefert Geburts- und Sterbedaten sowie Grabmalinschriften, Bildmaterial und einen Lageplan: Grabmale auf dem Gartenfriedhof Hannover